Caritas – Pastoral Social in En Quiché im Hochland von Guatemala

Eine aktuelle Übersicht zu den von der KHG unterstützten Projekten
von Ulrike Morsell, Caritas Quiché
Das Land und die Region

Guatemala liegt zwischen Pazifik und karibischem Meer. Größe: 109.000 qkm, Bevölkerungszahl: 13,5 Mill.
El Quiché liegt im nordwestlichem Hochland. Die Bewohner/innen dort sind: 80% Mayas, 90% Landbevölkerung 60% der Menschen leben mit ca. 1 US$ am Tag, weitere 20% der Menschen haben nicht mehr als 2,50 US$ täglich zur Verfügung. Die meisten Kleinbauern besitzen nicht mehr als einen Hektar Land – meist in abschüssiger Lage und stark durch Bodenerosion zerstört.

50% der Kinder unter 5 Jahren leiden an chronischer Unterernährung mit erheblichen Folgen für die körperliche und geistige Entwicklung. Trotz allgemeiner Schulpflicht werden von 100 Kindern nur 68 in die Grundschule eingeschult, 30 beenden sie auch. Nur drei erreichen nach der Mittelschule und der Ausbildung (z.B. als Volksschullehrer/innen) die Universitätsreife.

Die Bevölkerung von El Quiché war zwischen 1980 und 1983 besonders stark vom Bürgerkrieg zwischen den diktatorischen Regierungen und der linksgerichteten Guerilla betroffen: Es gab Massaker an der Zivilbevölkerung, viele Menschen wurden getötet oder „verschwanden“, viele flüchteten über die Grenze nach Mexiko, versteckten sich in den Bergen oder im Urwald und zerstreuten sich in ganz Guatemala. Die Auswirkungen des Bürgerkrieges auf die Menschen in der Region sind bis heute zu spüren und zu sehen.

Das Engagement der Caritas Pastoral Social

Arbeitsansatz
Caritas Pastoral Sozial versteht sich – basierend auf den Grundsätzen des Evangeliums – als Parteinahme für die Armen und Ausgeschlossenen. Der Ansatz bezieht auch das Wertesystem der Mayakultur ein, von denen die Menschen seit Jahrhunderten geprägt sind.
Der Arbeitsansatz ist partizipativ und umfassend. Die Menschen werden in ihrem gesamten Lebenszusammen­hang gebildet und begleitet.
Es werden Prozesse ganzheitlicher Entwicklung initiiert und unterstützt. Dabei wird größter Wert auf Nachhaltigkeit gelegt.
Die wichtigsten Akteure/innen des sozialen Wandels sind Gruppen und Menschen in den Gemeinden sowie Multiplikatoren/innen, die von verschiedenen Arbeitsteams des Caritasverbandes ausgebildet werden.

Arbeitsgebiete
Landpastoral: Ausbildung in ökologischer Landwirtschaft, Vermittlung bei Landkonflikten, Begleitung bei der Or­ga­ni­sation von Gruppen der Kleinbauern.

Gesundheitspastoral: Einführung von Trinkwasser und Latrinenbau, Basisausbildung in Heilmethoden mit Schwerpunkt auf alternative und traditionelle heimische Medizin, Arbeit im Bereich der Suchtabhängigkeit (sowohl Prävention als auch Rehabilitierungsmaßnahmen).

Frauenpastoral: Ausbildung von Multiplikatorinnen, eigenes Radioprogramm, Begleitung von Frauengruppen bei der Planung und Durchführung eigener produktiver Kleinprojekte einschl. Vergabe von Kleinkrediten.

Pastoral für Frieden und Versöhnung: Aufarbeitung von Traumata für Opfer des Bürgerkrieges, Befähigung zur Konfliktlösung.

Caritas: Ausbildung von freiwilligen Caritashelfern/innen in den Gemeinden. Einzelfall- und Katastrophenhilfe.

Stipendienprogramm: Das Stipendienhilfeprogramm des Caritasverbandes der Diözese unterstützt seit 20 Jahren die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen der Kleinbauern der Mayabevölkerung und wird ausschließlich von privaten Spendern/innen finanziert. Es basiert auf der Erfahrung, dass ohne Bildung keine nachhaltige Entwicklung möglich ist. Inzwischen haben mehr als 500 junge Menschen, überwiegend Mädchen, ihren Berufsabschluss mit Hilfe eines Stipendiums erreicht. Die Auswahl der Kandidatinnen geschieht in den Gemeinden. Die eingeschriebenen Stipendiaten/innen lernen an öffentlichen Schulen und Ausbildungszentren. Sie müssen einen freiwilligen sozialen Dienst (4 Stunden pro Woche) in ihren Gemeinden leisten und an Kursen menschlicher und spiritueller Bereicherung teilnehmen, die von den Verantwortlichen des Stipendien­pro­gramms des Caritasverbandes angeboten werden. Drei Jahre Sekundar- oder Mittelschule werden mit 15.00 Euro pro Monat bezuschusst (Gesamtstipendium 540.00 Euro). Die vierjährige Ausbildung (z.B. zur Volks­schul­lehrerin, Diplomlandwirt, Sekretärin) wird mit 40.00 Euro bezuschusst (Gesamtstipendium: 1.600.00 Euro). Das Stipendium deckt bei den weiterführenden Berufen nicht die Gesamtkosten, weil die meisten der jungen Menschen für diese Ausbildung ihr Dorf verlassen müssen.

Fotos aus dem Bildungsprojekt der Caritas Quiché: Die Schule in Xexuca

Da in diesen Landstrich keine Lehrer aus der Stadt kommen, hat die Caritas Väter (siehe Bild 4) alphabetisiert und ausgebildet, die den Unterricht gestalten, so dass die Kinder in dieser kleinen selbstorganisierten Schule Grundfähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen können.

14-jährige Mutter, die in der Schule von Xexuc ab Schreiben lernte, mit ihrem Kind

Väter organisieren den Unterricht

Kinder lernen Lesen und Schreiben